Mittwoch, 18. August 2010

Cotopaxi die Zweite oder La Cumbre o Muerte

Also nochmal das Ganze. Am naechsten Morgen bin ich wieder zur Stelle, aber nicht sicher ob ich nicht voellig uebergeschnappt bin. Nochmal die Fahrt in den Park, die halbe Nacht nicht schlafen koennen, weil 40 andere Kletterer versuchen den Vulkan zu besteigen und manche ein wenig Zeit brauchen, bis sie ins Bett kommen. Am Abend vorher habe ich noch schoen eine Riesenportion Nudeln gegessen, da ich nichts dem Zufall ueberlassen will. So sitze ich also den ganzen Tag rum und geniesse die Aussicht von da oben. Mit Bine waere es sicher lustiger hier... Mein Guide und ich wachen um 23 Uhr auf und bereiten uns vor. Als ich vor die Tuer trete ueberlege ich nochmal ganz stark, ob ich das richtige mache. Es ist so windig, sodass mein Gesicht schon nach 3 Minuten einfriert und ich meinen Guide lallend frage, ob man bei so einem Wind raufklettern kann. Si, claro no problema! Cumbre o muerte ( Gipfel oder Tod ) Los gehts und wir klettern diesmal einen anderen Weg hoch. Technisch ein wenig schwerer, sodass ich zweimal abrutsche und zwei Meter wieder hoch klettern muss. Zum Glueck ist es nur Geroell und nicht gefaehrlich. Nach eineinhalb Stunden und 2812 Schritten schnallen wir uns die Steigeisen an und klettern den Gletscher hoch. Alles ist irgendwie unheimlich. Man sieht nur Schatten, die der Mond auf den Boden wirft und den Gipfel sieht man gar nicht. Aber das hellerleuchtete Quito in der Ferne. Ich denke mir: " Warum mache ich diese Scheisse hier und kletter bei minus 20 Grad nachts einen Vulkan rauf? Ich hab doch Urlaub" Milton peitscht mich den Vulkan rauf und nach weiteren drei Stunden stellt er mir die Frage ob ich noch kann, denn meine Pausen werden haeufiger und laenger. Kein Wunder, denn auf 5600 Meter gibt es nur noch 30 Prozent Sauerstoff und das ist das, was ich am meisten brauche gerade. Ich habe das Gefuehl, das es immer kaelter wird. Mein Wasser ist mittlerweile Eis, die Kamera funktioniert nicht mehr ( Tolle Wurst!!!!!) und essen geht nicht mehr, weil mein Gesicht zugefroren ist. Die letzten Meter sind die schlimmsten Minuten meines Lebens, denn ich kann nicht mehr, aber ich will unbedingt darauf. Das wollte ich schon immer machen. In einen Krater gucken, bis in den Erdmittelpunkt. Und dann noch in den hoechsten und aktivsten Vulkan der Welt. Also quaele ich mich Schritt fuer Schritt den Vulkan rauf und kann es nicht glauben, als ich es geschafft habe. Mir kullern Eiswuerfel der Freude, Erleichterung und Glueckseligkeit ueber die Wangen und ich geniesse den Ausblick fuer zehn Minuten, denn dann muessen wir runter. Der Wind peitscht auf dem Gipfel noch schlimmer und senkt die Temperatur um weitere Grad. Mein Daumen ist schmerzhaft verfaerbt und mein Gesicht geht gar niocht mehr. Dennoch ein sehr, sehr schoener Moment, fuer den sich die Anstrengungen gelohnt haben, denn die Sonne geht auf. Keine Wolken behindern die Sicht und ich kann alles sehen, sogar die Erdkruemmung. Der Schwefelgeruch bereitet uns Kopfschmerzen und wir steigen hinab, an Gletscherspalten vorbei, die sehr, sehr tief sind und die ich jetzt erst sehe bei Tageslicht. Einfach nur wahnsinnig geil dieses Erlebnis, aber auch das Anstrengendste, was ich jemals gemacht habe. Mein Muskelkater heute geht mal gar nicht............

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